Wenn wir uns überfordert fühlen, dann sind die zugrunde liegenden Gefühle an sich schon ziemlich unangenehm. Hinzu kommt, dass diese Gefühle gesellschaftlich tabuisiert sind. Deswegen sprechen wir zum Selbstschutz vor zusätzlichen Anfeindungen lieber von Stress und Überforderung, wenn wir eigentlich Angst, Wut und Verzweiflung meinen.

Potentiell todbringende Energie atmen

Und natürlich werden wir uns über die geschickten Mittel geschmeidiger Problemnutzung und spielerischer Potentialentfaltung unterhalten. Das ist ja das, worum es auf dem Weg des Productivistas geht. Aber ich möchte die Einführung in die Kunst des Stierkampfs und den Tanz in der Arena des Productivistas auf später verschieben.

Wir rennen heute nicht durch die Gassen des Pamplona-Productivista. Heute packen wir den Überforderungsstier direkt bei den Hörnern. Denn wenn wir wissen, wie wir den Stier bei den Hörnern packen können, werden wir freier, den Tanz in der Arena überhaupt zu wagen. Dann finden wir den Mut, uns auf den Gassen Pamplonas soweit nach hinten fallen zu lassen, dass wir das Getrampel der Stiere hören und den Geruch ihrer potentiell todbringenden Energie atmen können.

Eine wackelige Gelassenheitspraxis

Du fragst dich vielleicht, was das alles mit den Themen Marketing und Vertrieb zu tun hat. Das ist schnell geregelt: Solange meine Gelassenheitspraxis noch auf wackeligen Füßen stand, fühlte ich mich abhängig von der Meinung und den Sichtweisen der Menschen in meinem Umfeld. Ich folgte darüber hinaus den klugen Anregungen unterschiedlicher Experten.

Ich bin klug, gewitzt und durchaus in der Lage, komplexe eigene Gedanken zu entwickeln. Und doch hielt ich mich selbst für einen Dummkopf. Und ich tat so, als wüssten die anderen besser, was in meiner Welt funktionierte als ich selbst.

Und das tat ich auch dann immer weiter, als ich merkte, dass mir die Meinungen meiner Mitmenschen in äußerst geringem Maße weiterhalfen. Das gleiche galt für die Experten. Im Gegenteil sogar: Dem Rat meiner Nächsten und dem Rat der Experten folgend ging ich immer wieder und immer weiter in die Irre.

ANGST VOR DER EIGENEN WAHRHEIT

Ich las Bücher. Ich konsumierte Blogs. Ich sprach mit Coaches und anderen Experten. Je mehr Rat ich einholte, umso ratloser wurde ich. Und je länger ich mit dem Spiel weiter machte, umso ohnmächtiger fühlte ich mich.

Was andere über Marketing und Vertrieb zum besten gaben half mir nicht nur nicht weiter. Es machte mich komplett fertig. Die Weisheit der Gurus und Schlaumeier war unendlich weit von meiner inneren Wahrheit entfernt. Aber ich glaubte den Gurus und Schlaumeiern. Und meine eigene Wahrheit, die trat ich mit Füßen.

Ich verstand wohl, dass mein Weg, das, was ich zu tun habe, und die Art, wie es gelebt werden will, zu eigen für bewährte Herangehensweisen war. Aber ich traute mich nicht, meiner Wahrheit zu folgen. Ich fühlte mich falsch damit. Ich fühlte mich allein. Und ich fühlte mich wie ein komplett Gestörter. Alte lebensfeindliche, doch sehr vertraute Selbstentwertungsskripte hatten mich voll in der Hand.

Selbstverarsche mit Tradition

Jedes Mal, wenn wir uns von unserer lebendigen Weisheit, unserer Intuition und dem achtsamen Lustprinzip abwenden, machen wir uns selbst kleiner als wir sind. Wir werden wieder zu Kindern, denen tatsächlich die Übersicht, das Wissen und die Fähigkeiten fehlen, um ihr Leben selbstverantwortlich zu meistern.

Wir zementieren ein Selbstverständnis, in dem wir uns die Übersicht und die Fähigkeit absprechen, mündig und erfolgreich zu leben. Wir unterdrücken den gesunden Übermut und Freigeist, den wir brauchen, um unser Leben selbstverantwortlich und eigenwillig zu gestalten.

Und wir verarschen uns selbst. Denn meist wollen wir viel weniger das Wissen, das Können und den existenziellen Orientierungssinn der anderen anzapfen, als es scheint. Wir wollen uns anlehnen. Wir wollen, das jemand die Last der Verantwortung für uns übernimmt. Wir wollen den strengen Forderungen des Lebens ausweichen, denen wir uns nicht gewachsen fühlen.

In unsere ureigene Form stolpern

Wir verstehen nicht, dass uns das Leben großzügig einlädt, uns auf unserer wesentlichen Spur mutig auszuprobieren. Wir gestehen uns selbst nicht die Fehler zu, die wir machen müssen, um lernend in unsere ureigene Form zu stolpern.
Und ich glaube, dass das für viele Menschen in vielen Situationen gilt. Wir suchen Rat bei Menschen, denen wir vertrauen und bei Menschen, die wir für Experten halten.

Doch in Wirklichkeit sind wir die einzigen Experten für unseren Weg. Wir kennen vielleicht noch nicht die Antworten auf unsere brennenden Fragen. Doch wir sind eingeladen, die Antworten mit entschlossenem und ausdauerndem Experimentieren zu finden. Das Leben fordert von uns nicht, klug und wissend zu sein. Es fordert uns auf, Wissen, Weisheit und Können in unseren ureigenen, wesentlichen Anliegen zu erschließen.

Mit dem Marketing auf Titanik-Kurs

Aber lass uns zurückkehren zu den Themen Marketing und Vertrieb. Nicht nur mit den kommunikativen Themen von Marketing und Vertrieb war ich auf Titanik-Kurs. Auch mit einem vorgelagerten, wesentlichen Thema des Marketings war ich unterwegs in Richtung Eisberge und unternehmerischem Untergang: Produktentwicklung.

Ich hatte nicht nur keinen Schimmer, wie ich meine Angebote vermarkten sollte. Nein, ich war auch vollkommen auf dem falschen Dampfer, welche Angebote ich überhaupt machen wollte. Und bei der Frage, in welchen Kontext ich diese Angebote einbetten sollte, war ich wie Rüdiger Nehberg seiner Zeit, mit dem Tretboot auf dem Atlantik unterwegs.

Ja sagen zu meinem Weg

Ich war noch nicht bereit, mich ernsthaft auf meinen krassen und exzentrischen Weg einzulassen. Ich machte immer noch faule Kompromisse. Ich versuchte mal den Künstler an die Leine zu nehmen und den Unternehmer mit dem Mönch gemeinsame Sache machen zu lassen. Mal versuchte ich Künstler und Unternehmer auf zwei verschiedenen Terrains grasen zu lassen, während ich auf der Hauptspur als mönchischer Sozialarbeiter im Coachgewand die ganze Welt retten wollte.

Ich war noch nicht bereit, Künstler, Unternehmer und Mönch gemeinsame Sache machen zu lassen. Ich schaute durch die Augen der anderen. Oder etwas genauer: Ich schaute mich mit den kritischen Augen eines Staatsanwalts durch die imaginären Augen der anderen an. Ich folgte innerlich immer noch den entwertenden Skripten, die ich als Kind so tief in mir verankert hatte.

Doch nach und nach erschloss ich mir meine Welt. Davon bald mehr.

Lazy Days Magazine

Zugang zum kostenlosen Talking Solutions Online-Kurs, Einladungen zu den wöchentlichen Lounges und leckere Beats für einen geschmeidigen Flow.

Darüber hinaus gewähre ich dir Einblicke in meine Projekt-Welt mit Logbucheinträgen und Project-Board.

All das und noch ein bisschen mehr gibt es einmal die Woche direkt in deine Inbox.

*Hinweis zu deiner Privatsphäre
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