Es ist einfach, eine Sternschnuppe zu sein. Vorausgesetzt, du verfügst über das entsprechende Temperament und eine gesunde Portion Irrsinn als Treibstoff. Dann kannst du krass leuchtend übers Firmament schießen. Allerdings ist das meist ein kurzes Unterfangen.

Die ganze Art, wie ich über Jahre und Jahrzehnte in Sachen Marketing und Vertrieb unterwegs war, erinnert mich heute an eine Sternschnuppe. Und ich tue die ganze Zeit so, als hätte ich das alles schon hinter mir. Aber das ist so wie ein Alkoholiker, der vorgibt, er hätte seine Sucht überwunden.

Um ehrlich zu sein: Ich erhole mich gerade von meinem letzten Rückfall. Und du bist auf gewisse Art mein heutiges Treffen der anonymen Sternschnuppen. A propos: Ich war und bin eine ganz besondere Sternschnuppe. Oder besser: Eine ganz besonders verkorkste.

Die gemeine Sternschnuppe existiert da draußen am Augusthimmel. Wenn du Glück hast und sich weniger Wolken am Himmel ballen als aktuell, dann siehst du die Sternschnuppe. Und wenn du schnell genug bist, dann wünschst du dir etwas. Aber du erzählst niemandem von deinem Wunsch, damit er in Erfüllung geht. Und das ist ein ziemlich kluges Vorgehen im Umgang mit Wünschen.

Als verkorkster Sternschnupperich bin ich in der Lage alle Aspekte dieses Sternschnuppenrituals auf mich selbst zu vereinigen. Ich werde selbst zur Schnuppe. Ich bin mein eigenes düsteres Firmament. Ich brauche niemanden, der mir beim Fliegen und Verglühen zuschaut. Und ich brauche niemanden, der auf die Erfüllung seiner Wünsche hofft. Ich habe selbst übermächtige Wünsche. Und diese will ich mit Fleiß und krassem Zappeln schnell verwirklichen.

Aus dieser Kombination aus großer Ambition und massivem Zeitdruck bastel ich den Raketenboost, von dem ich das letzte Mal gesprochen habe. Und mit diesem Raketenboost verwandle ich mich in den genialen Sternschnupperich. Ich glühe manisch für meine heldenhaften Vorhaben. Ich fräse eine heiße Spur in mein privates Marketingfirmament. Ich strahle kurz und hell vor dem Hintergrund meines bisherigen Scheiterns. Und dann verschwinde ich wieder in der Versenkung.

Bei einer Sternschnuppe wäre die Show damit vorüber. Der Vorhang des großen Wünschens fällt. Um den Rest kümmert sich das Schicksal oder was auch immer.

Ich durchlaufe diesen Prozess in gewissen Abständen. Also bin ich vielleicht doch weniger Sternschnuppe, als vielmehr ein kleiner Komet, der in einem einigermaßen vorhersehbaren Rhythmus immer mal wieder vorbei kommt. Auch hier würde ich lieber von der Vergangenheit sprechen. Aber ich werde wahrscheinlich erneut zu Höhenflügen starten. Ich werde mir ziemlich sicher wieder eine blutige Fresse einfangen. Machen wir uns nichts vor.

Was mein Zappeln mit den Themen Marketing und Vertrieb angeht: Es ist ein anspruchsvoller Weg, da festen Boden unter die Füße zu bekommen. Und ehrlich gesagt fühlt er sich immer noch ziemlich wackelig an. Aber das liegt vor allem an meinen weichen Knien. Ich habe mit Radioshow, Podcast und Perfektionismus einmal mehr den Raketenboost gezündet. Ich habe in den letzten Wochen wieder den kreativen Hochleister gemimt. Ich bin mittelmäßig hoch und sehr schnell geflogen. Ich habe wieder die Sternschnuppe oder ehrlicher den Miko-Kometen gemacht.

Da liegen schon wieder rauchende Raketenteile in der Landschaft. Ich habe mal wieder Mutter Erde gerammt. Aber das juckt sie nicht. Und es juckt auch sonst niemanden. Zum Glück war ich nur ein Mikro-Komet. Und es waren wenig Menschen im Bereich der Absturzstelle unterwegs.

Mein erster Impuls als Rapunzelich: Zurück zu meinem Turm krabbeln und mich weit oben vor der Welt verstecken. Aber ich habe keinen Bock mehr auf den Elfenbeinturm. So viel ist sicher. Das gilt auch dann, wenn ich gerade komplett verblödet und orientierungslos in meinem vermeintlichen Dschungelparadies stehe. Es gilt auch dann, wenn dieses Paradies weit weniger kultiviert und einladend wirkt, als ich es mir in meinem Wolkenkuckucksheim erträumt hatte.

Was mich mal interessieren würde: Wie gehst du damit um, wenn du mit einem Plan und Projekt in der Prärie landest?

Gibst du das Planen und die Projekte auf, weil du nicht möchtest, dass dir so etwas noch einmal passiert? Versteckst du dich vor der Welt, um dich vor Häme und gefürchteter Entwertung zu schützen? Knallst du dich mit irgendetwas raus, damit du nichts mehr spüren musst?

Oder schüttelst du den Staub ab, richtest deine Krone und machst weiter? Bist du fehlerfreundlich? Lernst du aus deinen vermeintlichen Fehlern? Bleibst du standhaft, aber beweglich im Umgang mit harschen Rückmeldungen? Bist du ein ganz Ausgefuchster und nutzt dein Scheitern um deinen Entwicklungsprozess zu optimieren?

Ich berichte noch einen Moment von meinem Absturz und von meiner Orientierungslosigkeit. Und vermutlich berichte ich bald von meinen Versuchen, diesen Dschungel in ein Paradies zu verwandeln. Aber erst muss ich noch ein paar Abschiedsrituale des Schwurbelns vollziehen.

Ein paar Beiträge werde ich dafür wohl noch brauchen.

Lazy Days Magazine

Zugang zum kostenlosen Talking Solutions Online-Kurs, Einladungen zu den wöchentlichen Lounges und leckere Beats für einen geschmeidigen Flow.

Darüber hinaus gewähre ich dir Einblicke in meine Projekt-Welt mit Logbucheinträgen und Project-Board.

All das und noch ein bisschen mehr gibt es einmal die Woche direkt in deine Inbox.

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